Social Commerce – wenn Facebook zur Shopoberfläche wird
Werbung ist im Internet derartig omnipräsent, dass sie von vielen Usern schon gar nicht mehr als störend, sondern beinahe nur noch als weißes Rauschen wahrgenommen wird.
Umso wichtiger wird für Unternehmen in der Zukunft das Influencer Marketing und die Fähigkeit, potentielle neue Kunden über Empfehlungen von deren Freunden zu erreichen. Die Infrastruktur hierfür steht schon bereit: Social Media. Und auch die User sind bereit für diesen nächsten Schritt, wie eine Umfrage von IBM ergeben hat. 75% der Nutzer würden Social Media in Zukunft in ihre Kaufentscheidungen einfließen lassen.
Und dank neuer Funktionen auf Facebook, Instagram und WhatsApp können Untenehmen sich über direktere Einbindungen und weniger Absprünge freuen.
Eine Evolution für die kommerzielle Nutzung sozialer Netzwerke
Ging es um die Schnittstellen zwischen Shops, Produkten und Marken in den sozialen Netzwerken und die User-Seite von Facebook, Twitter und Co. selbst, so hatten vor allem Influencer in den letzten Jahren die Nase vorn. Unser Hang dazu, die Netze zur Kommunikation mit Freunden zu nutzen, sorgt auch psychologisch dafür, dass wir Stars und Sternchen der Szene (wie Kylie Jenner oder Justin Bieber) wie Freunde wahrnehmen und deren Empfehlungen Gehör schenken. Selbst dann, wenn diese als Branded Content gekennzeichnet sind.
Dennoch besteht ein externer Schritt darin, aus einer Empfehlung einen Kaufabschluss zu generieren, da (mindestens) ein Plattformwechsel erforderlich ist.
Das gehört mit den neuen Funktionen auf Instagram und WhatsApp der Vergangenheit an. Auf Facebook können Produkte schon vergleichsweise lange über die Seiten der jeweiligen Shops gekauft werden und auch mit dem Marketplace hat Facebook bereits vor einigen Jahren eine Alternative zu den eBay Kleinanzeigen geschaffen. Die Anbindung auf Instagram ist vielleicht noch etwas raffinierter. Shopping for Creators heißt die Funktion, Produkte lassen sich hier nativ in Posts markieren und können durch Antippen gekauft werden. Das erfordert nicht einmal eine dedizierte Shopoberfläche und hilft Kanälen dabei, ihre ästhetische Vision beizubehalten oder die Produkte ganz einfach in der Anwendung zu zeigen.
Kompliziert ist das System nicht, Adresse und Versender werden direkt in der App eingegeben und anschließend digital bezahlt. Derzeit steht das Programm nur ausgewählten Content Creators zur Verfügung (Stand Mai 2019), nach dieser Testphase soll es dann von jedem User implementiert werden können. Ob Infuencer oder Brand selber, diese Funktion hilft dabei, interessierte Käufer schneller und direkter zu binden. Markiert sind die Posts durch eine Einkaufstasche, deren Dialogfeld auch erst einmal als Informationsquelle dient.
WhatsApp mit kommerziellen Funktionen
Auch in WhatsApp sollen kommerzielle Funktionen künftig tiefer integriert werden. Die Business Catologs dienen einer direkteren Schnittstelle zwischen Unternehmen und Kunden, wenn diese in den Dialog treten möchten. So können Kunden etwa ganz einfach Fragen stellen oder Informationen einholen, im Business Catalog werden ihnen dann gleich einige ausgewählte Produkte zum Kauf angeboten. Hier kann der Kaufabschluss ebenfalls erfolgen, ohne dass User die App verlassen müssten.
Mögliche Risiken
Mögliche Risiken gibt es allerdings bei den Datenkraken Facebook, Instagram und WhatsApp beim Datenschutz. Vieler User misstrauen den Apps mit persönlichen Daten bereits, ob sie ihre Kreditkartennummer freiwillig eingeben möchten oder ob Kaufdaten tatsächlich bei Zuckerbergs Netzwerken sicher vor Missbrauch sind, wird sich erst noch zeigen müssen. Immerhin ist Facebook sich des Problems, zumindest des Image-Problems, bewusst und hat auf der F8 versprochen, einen stärkeren Fokus auf die Privatsphäre zu legen.
Ein persönlicheres Internet – Kaufen unter Freunden
Social Commerce ist anders als viele personalisierte Werbemaßnahmen und der tiefe Einblick in die Nutzerdaten der sozialen Medien nicht nur für Unternehmen interessant. Auch User profitieren von den erweiterten Shoppingfunktionen, da sie schneller an mehr Informationen kommen und interessanten Produkten nicht erst mühselig im Browser nachstöbern müssen.
Gerade Instagram for Creators schließt die Lücke zwischen Influencern und Kaufentscheidungen und macht die sozialen Netzwerke zur Shoppingoberfläche. Das ist vor allem auch für kleinere Unternehmen gut, deren digitale Infrastruktur so recht einfach mit größeren Brands mithalten kann.